30. Oktober 2025

TEIL 2: Innere Arbeit in der Polykrise – Warum professionelle Konfliktarbeit mehr als Technik braucht

Serie: Mediation als Zukunftskompetenz | Teil 2 von 4 (von Bernd Fechler)

Das hier wird ein langer Artikel. Er ist in der letzten Woche angeschwollen. I can’t help.

Eure Reaktionen auf den ersten Teil zeigen: das Gefühl der Überforderung angesichts der Polykrise teilen viele. Bei anderen räsoniert stark die Idee, „Komplexität zu bewohnen, statt sie aufzulösen“. Dass nicht jeder Konflikt gelöst, sondern manche Konflikte durchlebt, getragen, transformiert werden müssen.

Und dass das nicht leicht umzusetzen ist, für niemanden. Denn die Überforderung ist real. Und die Sehnsucht nach einem anderen persönlichen Umgang damit auch. Damit verbunden die Frage: welchen guten Beitrag können wir als Beratenden und Konfliktarbeiter*innen dafür leisten?

Aber woher kommt diese Überforderung eigentlich? Warum fühlt sich das alles so existenziell an? Warum reagieren manche Menschen so heftig – und warum verstummen so viele, obwohl sie die Dringlichkeit verspüren?

Bevor ich jetzt wie angekündigt versuche, unsere inneren Reaktionen auf die Polykrise zu beschreiben, muss ich vorweg noch zwei Hinweise platzieren.

Strukturen. Akteure. Verstrickung.

Dass wir derzeit – also „wir“ als Einzelne, „wir“ als Gesellschaft, „wir“ vor allem auch als Teilgruppe einer ziemlich privilegierten gesellschaftlichen Blase, denn Menschen in prekären Verhältnissen sind in vielen Diskursen eher unterrepräsentiert – dass also „wir“ nicht so richtig aus dem Quark kommen, ist primär kein psychologisches Problem.

Dass „wir“ es nicht hinkriegen, ist primär auch kein moralisches Problem, es ist nicht „unsere Schuld“ – auch wenn wir mit verantwortlich sind: für wirtschaftliche und gesellschaftliche Strukturen, Stichwort kapitalistischer Wachstumszwang und Imperiale Lebensweise, also das, was unsere Normalität aus- und möglich macht.

Gleichzeitig gilt: es gibt auch persönliche Verantwortung. Und die ist nicht gleich verteilt. Es gibt mächtige Akteure, Blockierende und Vetospieler. Innerhalb der komplexen Strukturen haben wir vor allem „Männer, die die Welt verbrennen“ (Christian Stöcker), als da sind: Wirtschaftseliten und Lobbygruppen, wir haben den angepassten, ideenlosen Politikbetrieb – und nicht zu vergessen: viele Medien, auch Qualitätsmedien, scheinen die fundamentalen Bedeutung der Klimakrise immer wieder aus den Augen zu verlieren.

Fünf unangenehmen Wahrheiten gilt es anzuerkennen:

  1. Es gibt keine rein technischen Lösungen.
  2. Politiker und Wirtschaftseliten haben es verkackt.
  3. Historisch und moralisch basiert unser Wohlstand auf massivem Unrecht und Gewalt.
  4. Wir alle sind Teil des Problems.
  5. Der gesellschaftliche Streit ums Klima polarisiert, eskaliert – und gegenwärtig wird er gesilenced.

Zusammengefasst: Die einen leugnen den Klimawandel. Die anderen bremsen angemessene Maßnahmen. Wir – die allermeisten – halten den Ball flach und machen mit.

Es gibt Strukturen UND es gibt Akteure. Es gibt Rahmenbedingungen, UND es gibt individuelle Entscheidungen. Manche sind bewusst, manche nicht.

Wir sind verstrickt.

Wir Mediator*innen stehen etwas unentschlossen und überfordert in diesem anschwellenden Problemfeld. Zwischen Hoffnung auf Veränderung und der Ahnung, dass die Zeit davonläuft. Und vieles dazwischen.


Das Konfliktfeld: Transformationskonflikte by Design und by Desaster

Noch eine zweite Vorbemerkung, In der Diskussion über die sozialökologische Transformation gibt es seit langem die Unterscheidung zwischen Transformation by Design und Transformation by Desaster.

Ihnen entsprechen zwei unterschiedliche Konflikt-Modi in der Polykrise:

  • Transformationskonflikte by Design sind proaktive Aushandlungsprozesse um den notwendigen Wandel. Die notwendige Transformation zu gestalten, heißt unweigerlich: Konflikte provozieren. Die Lösungsvorschläge sind gleichzeitig Konfliktstoff.
  • Transformationskonflikte by Desaster sind demgegenüber eher reaktiv, sie entstehen, wie der Name schon sagt, aus Katastrophen, aus kollabierenden (Teil)Systemen. Wir könnten hier all die düsteren Prognosen einer galoppierenden Klimakrise anführen, mit den sich daraus ergebenden gesellschaftlichen und politischen Zusammenbrüchen: Hungersnöte, Massenmigration, brutalisierte Grenzregimes, Endzeitfaschismus (Naomi Klein).

Ich finde: Wir brauchen deutlich mehr Design-Konflikte. Die Frage ist: Wie fördern und gestalten wir sie so, dass sie zu einem guten Wandel führen?

Dabei nicht zu vergessen: in vielen Regionen des Globalen Südens ist die Desaster-Realität schon da. Klimakollaps findet JETZT statt. Menschen verlieren ihre Lebensgrundlage, ihre Heimat, ihre Zukunft. Europa schottet sich ab. Das Mittelmeer wird zum Massengrab. „Festung Europa“ ist die politische Antwort auf Desaster-Konflikte – während wir im privilegierten Norden noch über Design-Konflikte diskutieren.

Die Frage ist: Wo können wir wirken? Welche Räume können wir schaffen?

Um das zu beantworten, dürfen wir jetzt ein bisschen näher heranzoomen. Mit Fokus auf die die naheliegenden Baustellen: auf Design-Konflikte.

Kurz innehalten: Hat das Bisherige etwas bei dir ausgelöst?

Wie geht es dir jetzt? Volle Zustimmung, Unwohlsein, Genervtheit – oder einfach nur Langeweile?

Was passiert, wenn das Klimathema in den Raum tritt? Besonders wenn jemand einen „Greta-Moment“ erzeugt, das heißt direkt, ernsthaft und humorlos die Lage anspricht?

Manchmal reicht ein Wort: „Verzicht“, „Wärmepumpe“, „Kapitalismus“ – und die Stimmung kippt. Die Körperhaltung ändert sich. Stimmen werden lauter oder die Stille wird eisig.

Das Thema, das eine Wort hat einen Trigger ausgelöst – eine reflexhafte Nervensystem-Antwort, die tiefer liegt als bewusste Argumentation.

Was wir in Klimagesprächen erleben – eine Bestandsaufnahme

Aus eigener Erfahrung und in Gesprächen mit Mediator*innen, Führungskräften, Nachhaltigkeitsbeauftragten und Aktivist*innen – mit Menschen, die sich als Akteur*innen des Wandels begreifen – erleben wir wiederkehrende Muster.

Trennung statt Verbindung. Menschen ziehen sich in ihre jeweiligen Welten zurück. Die Frage „Was darf ich sagen, was besser nicht?“ schwebt unausgesprochen im Raum.

Dann macht sich ein Gefühl der Überforderung breit. Eine unangenehme Stille entsteht. Ausweichbewegungen folgen: Themenwechsel durch Witze oder Humor. Die Frage, ob dies ein guter Moment ist, ob es Sinn macht, das Thema anzusprechen, bleibt ungestellt.

Oft erleben wir auch Scham und Einsamkeit. Die Diskrepanz zwischen eigener Moral und eigener Begrenztheit wird spürbar. Gefühle von Einsamkeit, manchmal auch Verbitterung. Manche entwickeln eine stille Verachtung gegenüber den „Normalen“, die „es einfach nicht kapieren“.

Das Unbehagliche ist nicht aushaltbar, also folgt die Flucht ins Pragmatische. Der schnelle Wechsel zu vermeintlichen Lösungen. Die Vermeidung der emotionalen Tiefe.

Besonders bei Klimawissenschaftler*innen erleben wir stille Verzweiflung: Selbst in der eigenen Community fühlen sie sich unverstanden. Der Fokus bleibt auf Fakten, während Gefühle abgespalten werden. Isolation trotz – oder gerade wegen – des Wissens.

Wo wir hinschauen: Das Krisenbewusstsein reicht tief. Es versetzt unser Nervensystem in einen Zustand, den wir als existenziellen Stress bezeichnen können. 

Die vier Nervensystem-Antworten

Wenn wir mit der Totalität und Unentrinnbarkeit der Klima- und Polykrise konfrontiert werden, reagiert unser Nervensystem mit vier typischen Mustern.

  1. Da ist zunächst Flucht und Verdrängung: Das Thema erscheint zu groß, und der Gedanke „Ich kann eh nichts tun“ führt zum Rückzug ins Private, zur Ablenkung durch Konsum, Arbeit oder Unterhaltung.
  2. Die zweite Reaktion ist Angriff und Wut: Begriffe wie „Klimahysterie“, „Ökodiktatur“ oder „Bevormundung“ werden zu Waffen einer aggressiven Normalitäts-Verteidigung. Die Schuld wird projiziert: „Die Klimakleber sind schuld an der Polarisierung.“
  3. Als dritte Reaktion erleben wir Erstarrung und Dissoziation: Ein Gefühl von Ohnmacht und Taubheit breitet sich aus. Menschen entwickeln eine emotionale Abstumpfung – „Numbness“ – und sagen: „Ich kann das alles nicht mehr hören.“
  4. Schließlich gibt es die Fawn Response, die Konfliktleugnung: Eine übermäßige Anpassung an Erwartungen, Unterwerfung unter Autoritäten und die Haltung „Ich mache einfach, was man mir sagt“.

Diese Reaktionen sind keine Charakterschwächen. Sie sind Überlebensstrategien unseres Nervensystems angesichts einer Bedrohung, die zu groß erscheint, um sie bewusst zu verarbeiten.

Klima-Trauma: Eine neue Dimension kollektiven Leidens

Der US-amerikanische Klimapsychologe Zhiwa Woodbury spricht von einem „Klima-Trauma“ – einem Trauma ganz eigener Art. Es ist global und betrifft alle Menschen, wenn auch höchst ungleich verteilt. Es ist intergenerationell und wird an kommende Generationen weitergegeben. Es ist strukturell und entsteht nicht durch Einzelereignisse, sondern durch Systeme. Und es ist andauernd – es gibt kein klares „Danach“, keine Heilung in Sicht.

Die Psychoanalytikerin Sally Weintrobe ergänzt: Dieses Trauma wurzelt in der „Culture of Uncare“ – einer gesellschaftlichen Kultur der Gleichgültigkeit, die der Neoliberalismus über Jahrzehnte geschaffen hat. Wir haben verlernt, fürsorglich mit uns selbst, mit anderen und mit der lebendigen Welt umzugehen.

Das Besondere: Täter und Opfer verschwimmen. Wir sind gleichzeitig Teil des Problems durch unseren Lebensstil und Betroffene der Krise. Diese Ambivalenz ist schwer auszuhalten.

Der spirituelle Lehrer und Traumaforscher Thomas Hübl beschreibt, wie kollektive Traumata über Generationen hinweg wirken und sich in unseren Beziehungen, Organisationen und Gesellschaften manifestieren. Das Klima-Trauma ist mit anderen strukturellen Traumata verbunden: Kolonialismus, Rassismus, Sexismus, Ausbeutung.

Was das für Mediator*innen bedeutet

Wenn wir verstehen, dass Klimakonflikte oft Trauma-Reaktionen sind, ändert sich unser Zugang entscheidend.

Wir hören auf zu moralisieren. Statt nur zu urteilen „Die sind einfach ignorant“, fragen wir uns: „Welche Schutzstrategie steckt hinter der Abwehr?“

Wir schaffen emotionale Sicherheit. Statt allein mit Fakten zu argumentieren, fragen wir: „Welche Gefühle sind im Raum? Was braucht es, damit sie sein dürfen?“

Wir arbeiten mit dem Körper, nicht nur mit Worten. Statt zu fordern „Können wir das nochmal sachlich besprechen?“, sagen wir: „Ich spüre Anspannung im Raum. Nehmen wir uns einen Moment?“

Und wir anerkennen unsere eigene Verstrickung. Statt uns neutral und außerhalb des Konflikts zu positionieren, fragen wir uns: „Auch ich bin Teil dieser Krise. Was triggert mich selbst?“

Innere Arbeit: Der Schlüssel zur Wirksamkeit

In der Klimakrise wird deutlich: Äußere Arbeit allein reicht nicht. Wir können die besten Techniken beherrschen – wenn wir nicht mit unseren eigenen Gefühlen, Ängsten und Triggern arbeiten, werden wir Teil der Problemdynamik statt Teil der Lösung.

In unserem Ausbildungsmodul arbeiten wir mit einer Lernarchitektur, die drei Ebenen integriert:

  • Kopf: Verstehen – Wie funktionieren Trigger-Dynamiken? Was ist Klima-Trauma? Welche Abwehrmechanismen gibt es?
  • Herz: Fühlen und Integrieren – Welche Klimagefühle sind in mir? Wo sind meine eigenen Trigger und Ängste? Trauerarbeit: Was verlieren wir? Was kommt auf uns zu?
  • Hand: Handeln – Wie reguliere ich mich selbst in schwierigen Momenten? Wie halte ich Räume, in denen andere sich regulieren können? Wie bleibe ich wirksam, ohne auszubrennen?

Embodiment: Mit dem Körper arbeiten

Eine zentrale Einsicht: Der Körper weiß es zuerst. Bevor unser Verstand erfasst, dass ein Konflikt eskaliert, zeigt der Körper es bereits: Anspannung in Schultern und Nacken, flache Atmung, Enge im Brustkorb, Unruhe in den Beinen.

Trauma-informierte Konfliktarbeit bedeutet, Embodiment-Übungen in Mediationsprozesse zu integrieren, Pausen für Selbstregulation einzubauen, körperliche Signale als wertvolle Information zu nutzen und Grounding-Techniken anzubieten wie das Spüren der Füße, bewusstes Atmen oder Bewegung.

Beispiel aus unserer Praxis: Nach einem herausfordernden Input zu den „fünf unbequemen Wahrheiten der Klimakrise“ machen wir eine Body-to-Brain-Übung: Alle stehen auf, schütteln Arme und Beine, dehnen sich, summen oder tönen. Das ist kein „Gimmick“. Das ist sehr hilfreich. Es hilft dem Nervensystem, aus der Erstarrung oder Überflutung wieder in einen Zustand zu kommen, in dem Denken und Dialog möglich sind.

Scham: Das übersehene Gefühl in Klimakonflikten

Ein Gefühl wird in Klimadiskursen besonders oft verdrängt: Scham.

Scham ist das intensive, schmerzhafte Gefühl, dass wir selbst falsch sind – im Unterschied zu Schuld, bei der wir denken „Ich habe etwas Falsches getan“.

In der Klimakrise erleben viele Menschen Privilegien-Scham: Der Wohlstand beruht auf Ausbeutung, man profitiert vom System, das die Krise verursacht. Andere erleben Untätigkeits-Scham: Man weiß um die Probleme, handelt aber nicht konsequent und fühlt sich als Teil des Problems. Und dann gibt es Generations-Scham: Das Gefühl, die Zukunft verbaut zu haben, verbunden mit der quälenden Frage „Was sollen meine Kinder später über mich denken?“

Schamabwehr: Wenn Scham zu Aggression wird

Was passiert, wenn Scham nicht zugelassen werden kann? Sie verwandelt sich in Abwehrmechanismen. Da ist die Projektion: „Die Aktivist*innen sind schuld an der Polarisierung!“ Oder die Rationalisierung: „Solange China nicht…“ Es gibt den Zynismus: „Es ist eh zu spät.“ Und schließlich den Hyperaktivismus: Betriebsamkeit als Flucht vor Ohnmacht.

Oder eben in der offen-aggressiven Identifikation der eigenen Ignoranz und Selbstbezogenheit. Der Aktivist und Vordenker der Klimagerechtigkeitsbewegung, Tadzio Müller, hat dazu drastische Worte gefunden. Er spricht vom zunehmenden Umschlagen der Verdrängungsgesellschaft in die Arschlochgesellschaft.

Für Mediator*innen ist entscheidend: Schamabwehr erkennen, ohne zu beschämen.

Aus meiner Sicht ist das absolut zentral: wenn wir Klima-Konflikte konstruktiv besprechbar machen wollen, brauchen wir beschämungsfreie Räume.

Wir können Räume schaffen, in denen Scham benannt werden darf, ohne dass Menschen sich ausgeliefert fühlen. Das erfordert psychologische Sicherheit, Selbstoffenbarung durch uns selbst – „Auch ich kenne diese Scham…“ – und Normalisierung: „Das ist ein normales Gefühl in dieser Situation.“

Sichere Dialogräume: Vorsicht vor toxischer Positivität

In unserem Modul üben wir verschiedene Dialog-Formate, die als Container für schwierige Gespräche dienen:

Vertiefter Dialog – Verlangsamung, Wahrheit des Augenblicks, Haltung des Nichtwissens, radikales Zuhören ohne Lösungsdruck.

Dialogrunde mit Sprechgegenstand – Wer den Gegenstand hält, spricht. Die anderen hören zu – ohne Kommentar, ohne Rat. Innere Verlangsamung, Präsenz.

Triadische Gespräche – Drei Personen: Eine spricht, eine hört zu, eine beobachtet. Rollenwechsel nach festgelegter Zeit. Reflexion über Muster und Dynamiken.

Diese Formate sind mehr als Methoden. Sie sind kulturelle Praktiken, die uns helfen, wieder miteinander in Kontakt zu kommen – auch über Abgründe hinweg.

Was ich hier andeute, sind keine Rezepte für die Auseinandersetzung mit dem Endgegner – also Klimaleugnern, bewussten Vetospielern und anderen, die bis zum Hals in Vorurteilen über „uns Gutmenschen“ stecken. Es gibt schon lange eine Diskussion, ob und wann es sinnvoll ist, „mit Rechten zu reden“. Darauf müssen wir zu andernorts rückkommen.

Was ich beschreibe, sind Leitgedanken und Settings für die Innere Arbeit, für die Auseinandersetzung mit uns selbst genauso wie für die vielen „getriggerten“ Diskussionen und Friktionen in Projekten, unternehmensinternen Initiativen oder Bürgerdialogen, in der eigentlich „Willige“ wie in unserer Mediationsausbildung aufeinandertreffen und sich dennoch hart verzanken.

In solchen Kontexten gilt vor allem das Prinzip: Anerkennen, was ist. Das bedeutet: Wir versuchen nicht, schwierige Gefühle wegzuoptimieren. Wir fallen nicht in toxische Positivität nach dem Motto „Alles wird gut, wenn wir nur positiv denken!“

Stattdessen sagen wir: Klimagefühle sind okay. Angst, Trauer, Wut, Verzweiflung – das sind gesunde Reaktionen auf eine traumatisierte Welt. Der soziale Druck, sich positiv zu fühlen – „Alles ist in Ordnung“ –, blockiert unsere angemessene Reaktion auf Gefahr.

Das Leiden mit der Welt ist überlebensnotwendig. Nur wenn wir die Verbindung zur Realität halten – auch zur schmerzhaften Realität – können wir angemessen handeln.

Trauerarbeit ist aktiv, nicht passiv. Wenn wir Trauer Raum geben, gemeinsam durchgehen, sie teilen, lassen wir uns nicht vom Schmerz überwältigen. Wir finden neue Energie. Wir sitzen in Kreisen. Wir hören einander zu. Die Verzweiflung ist nicht bodenlos.

Transformation beginnt mit Beziehung

Am Ende geht es immer um Beziehung: Beziehung zu uns selbst durch innere Arbeit, Beziehung zu anderen durch Dialog, Beziehung zu Systemen durch organisationale Transformation, Beziehung zur lebendigen Welt durch planetarische Verantwortung.

Sally Weintrobe sagt:

„Wir müssen den Menschen helfen, sich stärker in einer lebhaften Weise zu engagieren, mit den verschiedenen widerstreitenden Kräften in uns genau wie außerhalb von uns zu kämpfen.“

Das ist der Kern transformativer Mediation in der Polykrise: Nicht Konflikte glätten oder harmonisieren, sondern Räume schaffen, in denen Menschen mit ihren Widersprüchen lebendig bleiben können.

Nächste Woche: Wie diese innere Haltung sich in konkreten Praxisfeldern zeigt – von Umweltmediation über Unternehmensentwicklung bis zu neuen gesellschaftlichen Dialogräumen.

📅 Ausbildung „Mediation und mediatives Handeln in Transformationsprozessen“

Start: 8. Dezember 2025 | Ort: Mannheim (Altes Volksbad)
Dauer: 1 Jahr – eine gemeinsame Lern- und Entwicklungsreise

📄 Infos & Anmeldung: www.inmedio.de / Info-Broschüre

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Mein besonderer Dank geht hinaus an meinen lieben Kollegen @Willibald Walter, von dem ich viel über den Umgang mit Trauma und Scham habe lernen dürfen.

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